Der Flughafen „Brausebad“

Entstehungsgeschichte

Bild 1   Die Alpsche Kuhweide im Jahre 1845

Die Geschichte des Bönninghardter Kriegsflughafens beginnt bereits in der Zeit nach der französischen Besatzung, als auf dem Wiener Kongress 1815 die Preußen den linken Niederrhein zugesprochen bekamen. Sie behielten die von Napoleon festgesetzte politische Aufteilung der Bönninghardt bei und so erhielt die Gemeinde Alpen einen Teil der Bönninghardt. 1827 verkauften die damaligen Gemeinden Alpen und Huck gegen Zahlung eines Kaufpreises von 1050 Taler die auf der Bönninghardt gelegene „Alpsche Kuhweide“ an den Militärfiskus. Diese Alpsche Kuhweide wurde begrenzt von der Bönninghardter Straße im Norden, der Straße Am Flughafen im Osten, dem Flughafenweg im Süden und dem Hoerstgener Weg im Westen (siehe Bild 1). Wohl niemand ahnte damals, dass etwas mehr als hundert Jahre später dieses Areal eine entscheidende Rolle in einem Weltkrieg führen würde.

Anfangs wurde das Gelände als  Pferdesportplatz und Exerzierplatz genutzt. Besonders das 17. Kavallerie-Landwehr-Regiment, aber auch berittene Landesheeresverbände aus der nahen Garnisonstadt Wesel nutzten diese große Fläche für Exerzierübungen und Manöver. Später wurde hier immer  mehr Pferdesport betrieben und Anfang des 20. Jahrhunderts begann man hier mit Pferderennen.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Gelände wieder als Exerzierplatz genutzt – jetzt aber von den belgischen Besatzungstruppen. Nach dem Ende der Besatzungszeit kauften die Gebrüder Heinrich und Hermann Baumgärtner aus Menzelen 1928 nach zwei Jahren Pacht die „Alpsche Kuhweide“ und errichteten einen Bauernhof, um den in Menzelen begonnenen Pferdesport fortzusetzen.

Bild 2  Der Bandolahof 1935

Zu dieser Zeit machte die Vollblutstute Bandola, die in Menzelen und Birten ihren Heimatstall hatte, auf sich aufmerksam. 1926 begann ihr Siegeszug durch ganz Deutschland. Nach diesem Pferd benannten die Gebrüder Baumgärtner ihren Hof in „Bandolahof“. Hier wurden für den Pferdesport Trainingsprogramme und auch regionale Wettrennen durchgeführt. Es herrschte auf der Bönninghardt eine kurze Blütezeit des Pferdesports. Der Name Bandolahof ist heute noch auf der Bönninghardt geläufig.

Bild 3    Rückwärtige Ansicht des Bandolahofes ca. 1935

1936 mussten die Gebrüder Baumgärtner ihren Hof an den Staat verkaufen und das Gelände verlassen. Der deutsche Staat richtete hier für die im Aufbau befindliche Luftwaffe einen Flugplatz ein. Soldaten wurden hier stationiert. 1938 fand der Deutschlandflug des NS-Fliegerkorps statt und der Flugplatz Bönninghardt war Kontrollpunkt in der Streckenführung für ca. 400 teilnehmende Flugzeuge. Doch hinter solchen Veranstaltungen standen militärische und staatliche Organisatoren. Außerdem sollte der deutschen Bevölkerung die Luftwaffe schmackhaft gemacht werden. Am 19./20. Mai des gleichen Jahres fand mit einer Verlegeübung des II. Jagdgeschwaders 26 (II./Jg.26) zum ersten Mal eine militärische Übung statt. Sie war vollkommen friedlich und wurde von der Bevölkerung gebührend gefeiert. Nach anfänglich einfachem Segelflugbetrieb 1937 wurde Anfang Juni 1939 auf dem Gelände ein Segelflugplatz des „Nationalsozialistischen Fliegerkorps -Gruppe Niederrhein-“ eingerichtet.

Bild 4   Segelflugbetrieb auf dem Flugplatzgelände vor dem Zweiten Weltkrieg

Es war anfangs eine geruhsame Zeit. Der Flughafen war meist nur schwach belegt. Die Soldaten fanden Zeit, in der nahen Gaststätte Pötters ein gutes Bier zu trinken. Am Bahnhof herrschte besonders sonntags Hochbetrieb. Es kamen Freundinnen, Bräute, Frauen mit ihren Kindern zu Besuch.

Bild 5
Bild 6
Bild 7

Bild 5 – 7   Die ruhige Zeit am Flughafen

Der Beginn des Weltkriegs

Doch bereits kurze Zeit später, es war Anfang August 1939, gab es am Niederrhein umfangreiche Manöver. In diesem Zuge landete auf der Bönninghardt die I. Gruppe des Jagdgeschwaders 26 (I./Jg 26) mit Maschinen des Typs Messerschmitt Mf 109. Belegt wurden das Flughafengelände, der Bandolahof, die evangelische Schule und eine Reihe Privatquartiere. Das war der Beginn des Zweiten Weltkriegs auf der Bönninghardt.

Bild 8     Flugabwehrstand mit Schutzbunker
Bild 9     Schutzbunker, von den Soldaten getauft als „Villa Sachsengrund“

Der Flughafen wurde weiter ausgebaut, Start- und Landebahnen wurden befestigt, Munitions- und Treibstoffbunker angelegt. Die umfangreichen Arbeiten wurden vom Reichsarbeitsdienst und vielen „Fremdarbeitern“ durchgeführt. Mit dem Culemeyer-Tankwagen wurde der Treibstoff vom nahen Bahnhof zu den Treibstofftanks auf dem Flughafengelände gebracht. Der Bandolahof wurde Sitz des Platzkommandanten, der Kommandantur und der Offiziersmesse. An der Stelle der bis vor kurzem existierenden Gaststätte „Zum Tannenhaus“ wurde ein Gebäude für die Hauptwache errichtet. Mit der Ruhe auf der Bönninghardt war es jetzt erst mal vorbei. Der Hoerstgener Weg und die Straße „Am Flughafen“ wurden durch Schlagbäume gesperrt und durch einen Posten Tag und Nacht bewacht. Nur mit Sonderausweis durfte das Gelände betreten werden.

Bild 10     Der Culemeyer-Tankwagen
Bild 11     Hinweisschild der Nationalsozialistischen Flugplatzkommandantur
Bild 12    Dienstausweis der Flughafenangestellten Margarete Herkenrath

Ein Angehöriger eines Jagdgeschwaders beschrieb erst später im Jahre 1943 in seinem Tagebuch den Flughafen sehr treffend: “ ….. Dieser Feldflugplatz am Niederrhein rief unwillkürlich manche Erinnerung an die Plätze in Russland wach. Halb von niedrigen Laubwald umgeben, der eine gute Tarnung von Maschinen und Fahrzeugen ermöglichte, war seine Note kahl, öde und wild. Eine wohltuende Milderung erfuhr dieses Bild nur durch die ein- und zweistöckigen Gebäude aus rotem Ziegelstein an einer  vorspringenden Ecke des Rollfeldes. Hier waren Flugleitung, Kasino, Gefechtsstand und Bereitschaftsräume untergebracht. Daneben stand eine Scheune aus dem gleichen Material. Das war die Werfthalle. Alles zusammen sah aus wie ein Bauernhof. Unweit davon befanden sich die Unterkünfte in kleinen Barackensiedlungen…..“

Bild 13     Flughafeneinrichtung, links neben dem Bandolahof standen die Baracken für die Unterkünfte am Hoerstgener Weg
Bild 14     Maschinen vom Typ Messerschmitt Mf 109 des Jg. 26 „Schlageter“

Auf der Jugendburg wurde eine Funkleitstelle eingerichtet, die in den folgenden Kriegsjahren sich als enorm wichtig erwies. Der Flughafen wuchs rasch. Immer mehr Flugeinheiten wurden stationiert, so z.B. die I. Gruppe des Zerstörergeschwaders 76, I./Jg. 20, die 5. und 6. Staffel des Jg. 27 und der Stab des Jg. 51.

Bild 15    Die Jugendburg nach ihrer Fertgstellung um 1930, im 2. Weltkrieg Funkleitstelle

Mit dem Beginn des Westfeldzuges am 10. Mai 1940 begannen die pausenlosen Einsätze. Die Front rückte weiter westwärts vor. Die auf der Bönninghardt stationierten Einheiten wurden durch neue ersetzt. Eine Heeresaufklärerstaffel war hier für einige Zeit stationiert, ebenso Maschinen des Typs JU 52, im Volksmund „Tante JU“ genannt.

Bild 16    Transportflugzeug JU 52 im Juni 1942
Bild 17     Gruppenfoto einiger der hier stationierten Soldaten

Die Erfolge blieben nicht aus. Das übertrug sich auch  auf die hier stationierten Soldaten. Man fand Zeit und Muße für manch gemeinsame Stunden.

Doch bald begann sich das Blatt zu wenden. Befehle zum Tarnen aller Maschinen und Einrichtungen ergingen. Die Zivilbevölkerung musste sich auf Verdunkelungen während der Nachtstunden einrichten. Wer nachts mit irgend einem Transportmittel unterwegs war, musste seine Beleuchtung blau einfärben, denn blau wird von oben nicht gesehen. Die Scheinwerfer der PKW und LKW hatten nur einen schmalen Schlitz für die Ausleuchtung der Straßen.

Brausebad

Bereits 1941 erfolgte die Widmung zum Einsatzhafen I. Ordnung. Der Flughafen erhielt den Decknamen „Brausebad“. Hermann Göring erließ bereits am 8. November 1935 einen Befehl, der den Umfang der Ausstattung eines Einsatzhafens beschrieb. Landungen wurden zunächst aus Geheimhaltungsgründen vermieden. Erst nach Fertigstellung der notwendigen Hallen und Unterkünfte wurde dies wieder aufgehoben.

Inzwischen war es das Jahr 1943 geworden. Britische Bomberstaffeln flogen erste Angriffe auf Städte und Fabriken im Ruhrgebiet. Beim Überflug über die Bönninghardt wurden durch Bombenabwurf ( versehentlich oder nicht? ) einige Häuser auf der Bönninghardt getroffen. Die Heideschule erhielt einen Einschlag. Das Haus der Familie Slootz am Talweg wurde am 5. März 1943 getroffen und das Leben der Familie ausgelöscht. Nur ein Kleinkind überlebte. Der Flughafen blieb bis dato unentdeckt.

Bild 18     Das Grab der Familie Slootz auf dem kath. Friedhof Bönninghardt heute, 2014

Ab Juli 1943 startete die deutsche Reichsverteidigung. Auf der Hei wurde die I. Staffel des Jagdgeschwaders 3 (I./Jg.3) stationiert. Diese Staffel hatte lange Zeit die Luftüberlegenheit an der Ostfront gesichert. Doch sollte diese Maßnahme hier im Westen nicht fruchten. Die Amerikaner hatten inzwischen den deutschen Nachrichten-Code geknackt und die Alliierten gewannen nach und nach die Lufthoheit. Im Herbst 1944 kam die Nachtschlaggruppe I (NJg I) und kurze Zeit später die IV. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders auf die Bönninghardt. Die Nachtjäger hatten die Aufgabe, nächtlich angreifende alliierte Bomber unterhalb des feindlichen Fliegers anzugreifen und abzuschießen. Mit ihren schräg nach oben gerichteten Maschinengewehren hatten die Nachtjäger dabei guten Erfolg. Sie alle konnten aber die zunehmende Luftüberlegenheit der Alliierten nicht verhindern.

Bild 19     getarnte Maschine auf dem Flughafengelände
Bild 20     getarnte Maschine auf dem Bahngelände. Im Hintergrund links erkennt man einen Personenwagen der Reichsbahn

Die Tarnung der auf dem Flughafengelände stationierten Maschinen war nur notdürftig zu bewerkstelligen. Man brachte sie in das Waldgebiet der Leucht, östlich des Flughafens. Hierfür wurde eigens eine Rollbahn vom Flughafen über die Reichsstraße 58 hinweg bis zur Leucht angelegt. Sie ist auch heute noch als Anliegerstraße mit dem Namen „Waldweg“ erhalten.

Die deutsche Luftabwehr funktionierte noch leidlich. Spätestens ab dem Sommer 1944 standen rings um den Flughafen drei bis fünf Flakstellungen. Am 8. November 1944 schoss die deutsche Luftabwehr eine amerikanische Mustang mit grün-gelb karierter Bemalung ( Jagdflugzeug P 51D-5-NA) ab, Uhrzeit: 13.1o Uhr. Ort des Absturzes: südlich des Hofes Basten, im Wald. Der Pilot war Captain Gregg. Sein Begleitflieger John E. Kester beobachtete, wie Gregg sich mit dem Fallschirm rettete, ehe die Maschine im Wald explodierte. Captain Gregg wurde gefangen genommen und verbrachte die nächsten Monate im Gewahrsam der Flugplatzkommandantur. Am 25./26. November 1944, 12.45Uhr, wurde eine britische Mosquito, (FB VI; PZ 333) südwestlich des Haagschen Berges abgeschossen. Beide Besatzungsmitglieder kamen ums Leben.

Bild 21     Absturzstellen der alliierten Maschinen

Nachdem der Fliegerstützpunkt Venlo aufgegeben werden musste, war der Flughafen Bönninghardt der westlichste Stützpunkt.  Im Herbst 1944 erreichten die Alliierten bei Aachen das Gebiet des Deutschen Reiches. Lange hat es offensichtlich gedauert, bis die Alliierten den Bönninghardter Flugplatz entdeckten. Im Herbst 1944 machten Aufklärer der Royal Air Force die ersten Luftaufnahmen.

Zu dieser Zeit beschloss die Luftwaffenführung einen letzten „Großen Schlag“ an der Westfront. Möglichst alle im Westen verfügbaren Jagdgeschwader sollten in einem Überraschungsangriff die alliierten Jagdbombergeschwader im niederländisch-belgischen Raum am Boden angreifen und zerstören. Das Jg. 77 bekam den Flughafen Antwerpen-Deurne als Angriffsziel zugewiesen. Die erste Gruppe dieses Jagdgeschwaders wurde nach Dortmund verlegt, die zweite Gruppe nach Bönninghardt und die dritte Gruppe nach Düsseldorf-Lohausen. Unter dem Namen „Bodenplatte“ startete das Unternehmen am frühen Neujahrsmorgen 1945 mit allen drei Gruppen des Jg. 77 und einer Stärke von je 35 Maschinen. Es sollte ein Überraschungsangriff werden, daher nicht der direkte Weg nach Westen. Die drei Gruppen trafen sich bei Borken, flogen zunächst in nordwestlicher Richtung an Utrecht vorbei, dann über Rotterdam zu dem Angriffsziel Antwerpen-Deurne. So umgingen sie die alliierte Front. Die erste Gruppe hat sich über Woendrecht verzettelt, die zweite Gruppe konnte Antwerpen-Deurne nicht lokalisieren. Nur die dritte Gruppe erreichte das Angriffsziel. Der Schlag, den die Jg. 77 durchführte, verpuffte und machte kaum Schaden beim Gegner. Das Unternehmen war gescheitert. Von den Maschinen der drei Gruppen gingen insgesamt zehn verloren. Bald nach dem Ende des Unternehmens „Bodenplatte“ wurde das Jg 77 an die Ostfront verlegt. Damit bahnte sich ein weiteres Kapitel vom Untergang der deutschen Luftwaffe an.

Bild 22   Flugroute des Jg.77 beim Unternehmen „Bodenplatte“

Bis Mitte Februar blieben noch einige Nachtjäger auf dem Gelände, das dann aufgegeben wurde. Alle nach 1939 errichteten Einrichtungen wurden gesprengt. Die Alliierten übernahmen die Lufthoheit. Ihre Luftaufnahmen von Ende Februar und Ende März 1945 belegen die endgültige Zerstörung des Flughafens durch Bombardements.

Bild 23    Aufnahme der Royal Air Force vom 21. Februar 1945
Bild 24     Luftaufnahme der Royal Air Force des zerstörten Flugplatzes vom 23. 3.1945

Das Kriegsende

Nach dem Zusammenbruch der deutschen Luftwaffe war der Flughafen Bönninghardt bedeutungslos geworden. Die militärische Geschichte des Flughafens ist hier zu Ende. Die weitere alliierte Besetzung der linksrheinischen Gebiete erfolgte trotz erbitterter deutscher Gegenwehr.

Bild 25     Deutsche MG-Stellung im März 1945

Die alliierte Front stand am 4. März 1945 am westlichen Rand der Bönninghardt und es dauerte nicht lange, da rollte ein alliierter Konvoi nach dem anderen über die Bönninghardt.

Bild 26     Frontverlauf am 4. März 1945
Bild 27   alliierter Militärtransport auf der Bönninghardt im März 1945
Bild 28    Panzer des South Alberts Regiments bei Veen
Bild 29   Zwei britische Medium-Batterien am 20. März 1945 auf der Bönninghardt, als Vorbereitung für ihr Bombardement des Rheinübergangs
Bild 30     Im Schutze der Wälder werden Amphibienfahrzeuge für den Rheinübergang bereitgestellt.

Die Alliierten am Niederrhein begannen mit den Vorbereitungen zur Rheinüberquerung. Brückenköpfe mussten gebildet werden. Rücksichtslos legten sie die am Rhein liegenden Städte Wesel und Rees in Schutt und Asche. Auch Xanten erging es nicht viel besser. Regelmäßig trafen sich die obersten Generäle zu Lagebesprechungen.

Bild 31     Im Garten des Zechencasinos in Kamp-Lintfort
Bild 32    Dort trafen sich Eisenhower und Churchill am 25. März 1945
Bild 33     Generalfeldmarschall Montgomery (links) mit Generalmajor Sir Thomas Rennie

Am 14. Februar 1945 wurde die Straßenbrücke über den Rhein bei Wesel durch den Bombenhagel der Alliierten zerstört und am 10. März sprengte die deutsche Wehrmacht die Eisenbahnbrücke. Damit waren alle Ost-West-Verbindungen unterbrochen, der Zugverkehr konnte nur noch in einfacher Form von Büderich bis Geldern aufrecht erhalten werden. Den Straßenverkehr von und nach Wesel gab es vorerst nicht mehr. Der linke und rechte Niederrhein waren getrennt.

Bild 34    Zerstörung der Straßenbrücke durch die amerikanische Luftwaffe. Rechts erkennt man das Fort Blücher.
Bild 35     Die zerstörte Eisenbahnbrücke am 11. März 1945

Nach wochenlangen Vorbereitungen überquerten die Alliierten  in der Nacht vom 23. und 24. März unter dem Schutz von künstlichen Nebelwänden bei Rees den Rhein und einen Tag später bei Wesel und zwischen Büderich und Orsoy. Die alliierte Eroberung des linken Niederrheins war damit vollzogen.

Bild 36
Bild 37   Am 23. März beschießt die britische Artillerie das Ostufer des Rheins. Die Fotos entstanden bei Rheinberg.
Bild 38     Ein sog. Christbaum stand über Wesel und markierte das Ziel für die Bomber. Am unteren Bildrand erkennt man die Mündungsfeuer der Flak.
Bild 39     Winston Churchill überquert den Rhein

Am 8. Mai 1945 endlich kapitulierte die deutsche Wehrmacht bedingungslos.Jetzt kehrte in unsere Region eine ungewohnte Ruhe ein, nur unterbrochen durch den Lärm durchfahrender Fahrzeuge der britischen Besatzungsmacht. Die Bevölkerung traf es jetzt hart. Für jeden hieß es neben der Beseitigung der Kriegsschäden an seinem Anwesen einen Kampf ums tägliche Überleben zu führen. Ein reger Tauschhandel setzte ein, der Schwarzmarkt blühte. Zum Beispiel erstand man beim Bauern gegen einen Teppich einen Sack Kartoffeln oder gar ein Stück Speck.

Heute erinnert fast nichts mehr an die grauenvolle Zeit. Von den vielen Kriegsschäden ist nichts mehr zu sehen. Überreste des Flughafens sind aber heute noch an einigen Stellen erhalten. Asphaltierte ehemalige Versorgungswege durchziehen die Ländereien und am Parallelweg zur Autobahn, vom Hoerstgener Weg zum Issumer Weg, legen Überreste eines vermutlichen Löschwasserbehälters Zeugnisse ab von den kriegerischen Aktivitäten auf dem ehemaligen Flughafengelände.

Bild 40    ehemaliger Versorgungsweg des Flughafengeländes am Hoerstgener Weg
Bild 41    Überreste eines ehemaligen Löschwasserbehälters. Im Hintergrund erkennt man die  1955  errichtete Wohnsiedlung auf dem ehemaligen Flughafengelände am Hoerstgener Weg

Die Zeit des Flughafens nach dem Krieg

Ab ca. 1950 führte der Reit- und Fahrverein St. Georg Alpen wieder Reitturniere und Fuchsjagden durch. Da auch andere Vereine aus der Umgebung Interesse zeigten, fanden auf dem ehemaligen Flughafengelände wieder Reitturniere statt. Das gelang bis 1954. Da gab es bei einer schweren Geländeprüfung ein Todesopfer. Danach endete der Reitsport auf der ehemaligen „Alpschen Kuhweide“ endgültig.

Um 1955 entstand am Hoerstgener Weg, auf dem ehemaligen Flughafengelände, eine Siedlung für ostdeutsche Aussiedler. 1963 richtete der damalge Kreis Moers auf dem Gelände des Bandolahofes einen Straßenbauhof und einen Gartenbaubetrieb ein, der sich in den folgenden Jahren immer mehr vergrößerte und noch Platz für den Gemeindebauhof hatte. Von 1964 – 1975 gab es auf dem ehemaligen Flughafengelände noch einen Flugzeug-Modellbauverein, der auch Wettbewerbe durchführte. Ab ca. 2000 wurde der Bereich zwischen Bandolahof und Hoerstgener Weg mit einer schmucken Siedlung bebaut.

So veränderte die Zeit das Bild des früheren Flughafens. Heute bietet das Areal ein freundliches Bild, in dem es sich lohnt zu wohnen.

Bild 42    Die Siedlung Bgm.-Coopmann-Weg, 2014

Literatur- und Quellennachweis:

Nühlen, Friedrich: Die Wunderstute Bandola, in: Jahrbuch Kreis Wesel 2013, S. 72, 75

Cleve, Rudi und Fine: Von der Kuhweide in luftige Höhen, Berichte in der Rheinischen Post -Ausgabe Rheinberg- vom 23.-30. März 1996.

Privatarchiv Horst A. Münter, Dortmund-Wambel

G. Piecha: Kamp-Lintfort im Spiegel der Geschichte, Rheinland-Verlag 1978

Berkel, Alexander: Krieg vor der eigenen Haustür, Rheinübergang und Luftlandung am Niederrhein 1945, Selbstverlag StAV Wesel, 2004

Girbig, Werner, Start im Morgengrauen, Motorbuch-Verlag, Stuttgart, ca. 1973

Zeitzeuge: Johannes Pötters ( *1924 )

www.flughafen-boenninghardt.de

www.forgottenairfields.com/……/bonninghardt

 

Bildnachweis:

Bild 1            Preußische Kartenaufnahme 1845, Archiv der Interessengemeinschaft Bönninghardt

Bild 2, 3        Lülf, Katrin, geb. Baumgärtner, Hawixbeck

Bild 4-12, 15-17,22     Archiv der Interessengemeinschaft für Geschichte und Natur Bönninghardt eV.

Bild 13         Ausschnitt aus Bild 23

Bild 14, 19, 20,   damaliger Küchengehilfe Fritz Böker, Kamp-Lintfort, im: Archiv der Interessengemeinschaft für Geschichte und Natur Bönninghardt eV.

Bild 15     KAV Wesel

Bild 23     Freigegeben Nr. 4002 Air Foto Library -Departement of Geography- University of Keele

Bild 24     Freigegeben Nr. 3015 Air Foto Library -Departement of Geography- University of Keele

Bild 13,23,24 und 32 im Archiv der Interessengemeinschaft für Geschichte und Natur Bönninghardt

Bild 25,28,30,36-38, Berkel, Alexander: Krieg vor der eigenen Haustür, Selbstverlag StAV Wesel, 2004

Bild 18,40-42     Jürgen Wiegert, 2014